Fühlt sich an wie Sommer…
- tansaniablog
- 12. Feb.
- 4 Min. Lesezeit

Unser Tag begann sehr, sehr früh. 5 Uhr klingelten die Wecker, bei Paul klopfte natürlich der André-Wecker, nachdem Paul die letzten drei Tage verschlafen hatte. Dreißig Minuten später saßen wir in der Messe. Die Schüler hier haben jeden Morgen 5.30 Uhr einen Gottesdienst, sie stehen meistens bereits 4.50 Uhr auf, um vorher noch den Rosenkranz zu beten. Was uns direkt auffiel und etwas befremdlich war: die älteren Schüler liefen durch die Reihen und kontrollierten, dass die Schüler nicht redeten oder einschliefen. Es hatte etwas militantes. Die Messe war unerwartet kurz und wir hatten anschließend Frühstück. Den Morgen verbrachten wir im Unterricht, jeder von uns besuchte eine andere Klasse. Geographie, Physik, Economics, Swahili und Englisch. In den Klassen saßen die Schüler dicht gedrängt, auf kleinen Holzstühlen und Tischen, bis zu 90 Schülerinnen und Schüler in einem Klassenraum. Geschrieben wurde nur mit einem Stift und Papier. Während wir im Unterricht saßen wurde uns viele Zettel zugesteckt. Die Schüler waren sehr interessiert an uns und stellten viele Fragen. In der 11. und 12. Klasse haben die Schülerinnen und Schüler nur drei Kurse, die frei gewählt werden können. Meistens bereits passend zu ihrem zukünftigen Studium. Es war interessant zu sehen, wie die Menschen hier lernen und an uns als Europäern großes Interesse haben.

Für den weiteren Vormittag stand heute ein Besuch des Regierungsviertel an, das gerade außerhalb der Stadt Dodoma gebaut wird. Eine große Anlage mit Gebäuden mit Glasfassaden. Das verwunderte uns, dass man hier die westlichen Bauweisen adaptiert, anstatt Gebäude zu bauen, die zur Tradition und dem Klima passen. Abenteuerliche Holzgerüste standen an den Fassaden der noch nicht fertigen Häuser.

Im Administrationsgebäude erfuhren wir, dass das Auswärtige Amt, welches wir besuchen wollten, noch in der Universität ausgelagert ist. Also fuhren wir zur Universität. Wir gingen dort in ein Gebäude, auf dessen Rückseite wieder heraus, durch die Wiese zu einer Straße, wo plötzlich wieder unser Auto ankam und uns einlud. Wir bogen noch drei Mal falsch ab und setzten auf dem Boden aus, bis wir schließlich nach zwei Stunden das richtige Haus gefunden hatten. Die ganze Zeit wussten wir nicht, was eigentlich genau unser Ziel war und warum wir nirgendwo richtig waren. Hier muss man manchmal einfach geduldig warten und schauen, was passiert. Schließlich standen wir im Büro der Deutschlandbeauftragten des auswärtigen Amtes und weder sie und ihr Kollege, noch wir schienen zu wissen, warum wir eigentlich dort waren. Wir wurden durch ein paar Büros geführt, die sehr spärlich eingerichtet waren, und machten vor dem Eingang des Gebäudes ein Gruppenfoto. Dann stiegen wir wieder in das Auto, um in die Stadt zu fahren. Wir haben das Gefühl, dass die Tansania uns immer sehr stolz ihr Land zeigen und interessiert an internationalen Beziehungen sind. Doch so richtig haben wir bis jetzt nicht verstanden, wofür dieser Besuch wert war.

In der Stadt besuchten wir die Kathedrale von Dodoma. Sie war eindrucksvoll dekoriert mit vielen Mosaiken von Märtyrern und Heiligen. Luis erklärte, wie die Missionare das Christentum ins Land gebracht haben und was uns gar nicht allen klar war, ist, dass bis zum ersten Weltkrieg Tansania eine deutsche Kolonie war und erst danach von Großbritannien übernommen wurde.

Zum Mittagessen gab es Pizza - alle freuten sich über die uns kulinarisch so bekannte Abwechslung und genossen die Mahlzeit.
Schon heute Morgen hatten wir unsere Schwimmsachen gepackt und nun ging es in eine Hotelanlage, wo wir den Pool nutzen durften.
Bei sonnigen 30 Grad hüpften wir Schüler alle ins Wasser. Diese Abkühlung tat gut!
Da standen wir mitten im Februar bei glühender Hitze im Wasser, spielten mit vier tansanischen Mädchen und Jungen Ball und hatten dabei den Spaß unseres Lebens. Wie unglaublich!?
Beim anschließenden Ründchen Uno am Beckenrand sagten wir immer wieder, dass es sich wie nach Sommerferien anfühlte. Wir schauten uns an und beschlossen die Zeit hier ganz besonders weiter zu genießen - und das ganz bestimmt nicht nur wegen dem schönen Wetter.


Immer wieder realisieren wir, dass wir wirklich in Tansania sind. Wir sind noch nicht mal eine Woche hier und in den Tagen haben wir schon so unglaublich viel erlebt.
Vor allem die Gegensätze dieses Landes werden uns bewusst. Während wir unbeschwert im Pool spielen, sieht die Lebenssituation vieler Bewohner nur ein paar Meter weiter ganz anders aus.
So viele Gegensätze, die aufeinander treffen und parallel nebeneinander existieren.
Die wunderschöne Landschaft - der viele Müll.
Die modernen Regierungsgebäude - die Lehmhütten auf dem Land.
Die Internatsschüler - Kinder am Straßenrand.
Die Restaurants, in denen wir essen - die Verkaufsstände überall.

Wieder an der Schule angekommen, wollten wir uns alle noch einmal die Beine vertreten, da wir heute so viel gesessen hatten. Also stellten wir kurz unsere Sachen ab und machten uns auf zu einem kleinen Abendspaziergang.
Wir gingen den Weg zum Schulgarten entlang und entdeckten einen hübschen roten Vogel in den Büschen – zum Glück keine Schlangen. Im Garten der Schule wachsen verschiedene Gemüsesorten wie Tomaten, Zwiebeln und Kohl. Frau Fink erzählte uns, dass es in Deutschland gerade schneit, und wir waren alle sehr froh, dass es hier um 18 Uhr noch angenehme 26 Grad waren.
Danach setzten wir unseren Spaziergang fort und gelangten zum Bauernhof der Schule. Dort gibt es Ziegen, Hühner, Schweine und Kühe. Die Bauern leben direkt auf dem Gelände in kleinen Häusern neben den Tieren. Einer von ihnen führte uns zu den Hühnern – wir waren erneut schockiert über die Haltung der Tiere hier. Anschließend zeigte er uns den Schweinestall. Merle, Alma und Lea gingen hinein und schauten sich alles genauer an. Wir sahen einige Ferkel, von denen einige erst einen Tag alt waren.

Als wir den Bauernhof verließen, machten wir uns auf den Rückweg zur Schule. Aus dem Mädchenhaus hörten wir Lachen und Stimmen, und wir liefen an ein paar Jungs vorbei, die an der Mauer standen und uns freundlich grüßten. Nach diesem schönen Spaziergang kamen wir wieder am Jesuitenhaus an und konnten uns noch ein wenig ausruhen, bevor es Zeit für das Abendessen war.

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